2020 Gewöhnliche Stinkmorchel
Pilz des Jahres 2020: Gewöhnliche Stinkmorchel
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat die Gewöhnliche Stinkmorchel zum „Pilz des Jahres 2020“ ernannt. Der Pilz lockt durch seinen Aasgeruch vor allem Fliegen an, die sich an der zuckerhaltigen Sporenmasse laben. Später verbreiten sie die Sporen über ihre Ausscheidungen in der Umgebung. Die DGfM will so auf die Zusammenhänge beim Insektensterben hinweisen.
Die Gewöhnliche Stinkmorchel (Phallus impudicus) wächst aus einem eiförmigen bis kugeligen Hexenei. Bei Reife beginnt sie nach Aas zu stinken, was u. a. Insekten anlockt. Die zuckerhaltige Sporenmasse an der Spitze verflüssigt sich und wird vor allem von Fliegen verspeist. Raffiniert: Durch die Ausscheidungen der kleinen Tiere werden die Sporen des Pilzes in der Umgebung verteilt.
In unseren Breiten gibt es nur wenige Pilze, die man riecht, bevor man sie sieht. Neben dem Aasgeruch der Stinkmorchel sind insbesondere die einem männlichen Begattungsorgan ähnelnden Fruchtkörper auffällig. Das Aussehen hat ihr schon früh etwas Anrüchiges anhaften lassen. Charles Darwins Tochter Henrietta soll den obszönen Pilz sogar wegen der Sittlichkeit der Mädchen aller-orten entfernt und verbrannt haben.
Jung geruchlos und essbar
Dabei hätte die Gewöhnliche Stinkmorchel im jugendlichen Stadium den Speiseplan bereichern können: Hexeneier lassen sich geschält wie Bratkartoffeln zubereiten. Der weiße Kern des Hexeneis gilt bei manchen Sammler/innen als Delikatesse.
Aasgeruch als Lockmittel
Die Stinkmorchel gehört zu den „Pilzblumen“, die mehrheitlich in den Subtropen und Tropen vorkommen. Ihre bis zu 20 cm langen und 4,5 cm breiten Fruchtkörper erstrecken sich binnen weniger Stunden, meist am späten Abend oder frühen Morgen. Rekordverdächtig: Die Fruchtkörper wachsen einen halben bis zwei Millimeter pro Minute.
Ausgewachsen stinken sie intensiv nach Aas, was vor allem Fliegen anlockt. Zugleich verschleimt die dunkelolive Sporenmasse an der Spitze. Die Tiere laben sich an dem zuckerhaltigen Schleim und nehmen dabei die Sporen auf. Sie passieren den Verdauungstrakt, werden später mit dem Kot ausgeschieden und sorgen so für die Verbreitung der Art.
Ökologische Bedeutung
Die Gewöhnliche Stinkmorchel steht beispielhaft für die gegenseitigen Abhängigkeiten aller Lebewesen. Die DGfM will so auf die Zusammenhänge beim Insektensterben hinweisen. (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Mykologie)